…Georg Harding
Georg „Schurl“ Harding, österreichischer Meister mit Rapid Wien, Erste-Liga Meister mit Wacker Innsbruck, UEFA Cup-Teilnehmer und im Sommer vielleicht noch Regionalligameister mit dem LASK – du bist ja ein Garant für Meistertitel im österreichischen Fußball, hast fast alles gewonnen, außer Cupsieger, was es in Österreich im Fußball zu gewinnen gibt – beschreib uns mal kurz deinen sportlichen Werdegang mit all deinen Höhen und Tiefen?
1987 begann ich beim TSV Neumarkt mit dem Fußball. Spielt dort bis 1996. Im Sommer 1996 wechselte ich in das BNZ/AKA Kärnten, wo wir in der Saison 96/97 österreichischer Meister im U15 Bewerb wurden. Bis Sommer 2000 durchlief ich U15, U17 und U19 sowie die Amateurmannschaft des FC Kärnten. Im Frühjahr 2000 konnte ich erste Erfahrungen in der 2. Bundesliga sammeln, in Form von 10 Einsätzen. Im Sommer 2000 wurde ich unter Trainer Walter Schachner fix in den Profikader des FC Kärnten aufgenommen. Jedoch konnte ich mich nicht entscheidend durchsetzten und wechselte im Jänner 2001 zum SK Treibach, wo mit Trainer Peter „Gustl“ Hrstic ein namhafter Ex-Bundesligaspieler das Zepter schwang. Nach 2 1/2 wunderschönen Jahren verwirklichte ich meinen Traum als Profi, und wechselte im Sommer 2003 zum DSV Leoben. Unter Trainer Heinz Thonhofer wurde ich nach kurzen Startschwierigkeiten schnell zum Stammspieler. Im Sommer 2007, nach 4 Jahren als Stammspieler, ging es von der Provinz Leoben in die Weltstadt Wien, zum SK Rapid Wien. Obwohl ich in den 2 Jahren bei Rapid Wien Meister (07/08) und Vizemeister (08/09) geworden bin, konnte ich zu diesen Erfolgen nicht allzu viel beitragen, da ich nur auf 18 Einsätze gekommen bin, jedoch war es eine außergewöhnlich schöne Zeit für mich und für meine fußballerische Entwicklung sehr lehrreich. Auch hatte ich mit Peter Pacult einen sehr speziellen Trainer, der, wie allgemein bekannt, seine gewissen Eigenheiten hat, jedoch hatte ich einen guten Draht zu ihm. Im Sommer 2009 ging es, nach 4 Wochen ohne Verein, zum 2.Liga Klub FC Wacker Innsbruck.
Mit Trainer Walter Kogler stiegen wir auf Anhieb in die Bundesliga auf, wobei mein Vertrag um 2 Jahre, bis 2012 verlängert wurde. Im Sommer 2012 trennten sich die Wege des FC Wacker Innsbruck und mir und ich folgte dem Ruf von Trainer Karl Daxbacher zum LASK nach Linz, die nach der verweigerten Lizenz für die 2. Bundesliga in die Regionalliga Mitte zurückgestuft wurden. Nach der ersten Hälfte der Saison stehen wir mit nur einer Niederlage auf dem 2.Tabellenplatz mit 4 Punkten Rückstand auf den FC Pasching.
Wie war es für dich, als du den Schritt zurück nach Treibach in die Kärntner Landesliga gewagt hast – hätte ja auch sehr viel schief gehen können – und was dachtest du dir, als nach deinen sehr erfolgreichen Jahren beim DSV Leoben in der Red-Zac-Liga plötzlich der österreichische Rekordmeister Rapid Wien an dir interessiert war und dich unter Vertrag nehmen wollte?
Der Schritt zurück nach Treibach war für mich notwendig, da ich beim FC Kärnten keine Perspektive mehr hatte und ich mit dem damaligen Amateurtrainer keine gute Zusammenarbeit vorfand. Da der SK Treibach in jener Zeit einen sehr guten Trainer beschäftigte, Peter Hristic, war dies für mich ein wahrer Glücksfall. Auch der Verein, rund um Julius Grimschitz, wollte an alte Erfolge anknüpfen und stellte eine sehr homogene und fußballerisch ausgezeichnete Mannschaft zusammen, was mir auch in meiner weiteren Kariere sehr gehökten hat. Der Sprung nach Leoben war für mich und für das was ich in meinen Traum (Anm. Fußballprofi) an Training investiert habe, neben Beruf (Masseur), ein Lotto-6er. In Leoben angekommen dachte ich, dass ich es jetzt geschafft hätte, doch fängt es mit der Unterschrift unter einem Profivertrag erst an. Jeden Tag Vollgas, ansonsten ist der Traum schnell zu Ende. Dies war auch bei Rapid Wien so. Genauso überraschend wie das Angebot gekommen ist, genauso überrascht war ich vom Unterschied hinsichtlich der Qualität im Training zwischen Leoben und Rapid. Zwischen Leoben und Rapid lagen Welten in der Qualität des Trainings. Bei Spielern wie Hofmann, Boskovic, Kavlak, Korkmaz, Hoffer, Bazina, etc. muss man bei jedem Training an sein Limit gehen. Sozusagen waren die zwei Jahre in Wien bei Rapid inkl. dem österreichischen Meistertitel deine zwei schönsten Jahre in deiner Karriere oder gibt es noch andere Highlights an die du dich gerne zurück erinnerst? Natürlich war die Meisterschaft ein Highlight. Vor 40.000 Fans am Rathausplatz in Wien mit der Meisterschale in der Hand zu stehen, dass vergisst man sein Leben lang nicht mehr. Das sind schon wahnsinnig bleibende Eindrücke & Emotionen. Wobei der Aufstieg mit Innsbruck für mich persönlich mehr wiegt, da ich bei Rapid sehr wenig gespielt habe und in Innsbruck eine tragende Säule des Erfolges war!!!
Du hattest ja auch das Vergnügen unter Peter Pacult zwei Jahre trainieren zu dürfen und warst Teil einer Rapid-Mannschaft, aus der heute sehr viele deiner ehemaligen Mitspieler im Ausland bei namhaften Vereinen engagiert sind – was konntest du vom Trainer aber auch von den Spielern al la Hofmann, Meierhofer, Kavlak, Boskovic etc. für dich mitnehmen und fühlte man sich geehrt wenn man mit der einstigen grünweißen Galionsfigur Didi Kühbauer verglichen wurde?
Von Trainer Pacult konnte ich sicherlich von der fußballerischen Seite einiges mitnehmen. Trainer Pacult lies nur mit Ball trainieren und er achtet sehr auf die körperliche Fitness der Spieler sowie auf hohes Tempo in jedem Trainingsspiel. Als folge daraus, schossen wir in meinen 2 Saisonen über 40ig Tore in der Schlussviertelstunde. Von den Spielern mitnehmen, konnte ich nicht ganz so viel, jedoch machte jedes Training mit den Jungs mich ein wenig besser. Du musst schon jeden Tag alles abrufen um dort mitzuhalten. Der Vergleich mit Didi Kūhbauer ehrt mich schon, weil ich ihn dahingehend bewundere, wie unbeirrt er seinen Weg geht. Ich würde zwar nicht alles gleich so kommentieren, aber er lässt sich nicht alles bieten, egal wie stark der Gegenwind ist oder wird!
Welche Synonyme fallen dir sofort ein, wenn du an Rapid Wien denkst und was hat es dir bedeutet für diesen Verein spielen zu dürfen?
Emotion – Familie – Rekordmeister – stimmungsmäßig die besten Fans Mich machte es immer Stolz das Rapid-Trikot zu tragen.
Was hast dich bewogen von Wacker Innsbruck von der Bundesliga in die Regionalliga zum nächsten Traditionsverein zugehen und was sind deine sportlichen Ziele für die nächsten Jahre? Planst du oder denkst du schon an dein Karriereende?
Eigentlich wollte ich meine Karriere beenden, weil im letzten Jahr in Innsbruck der Spaß am Fußball verloren ging und danach die Angebote die ich erhalten habe eine Frechheit waren. Trainer Karl Daxbacher rief mich an und wollte das ich unbedingt nach Linz komme, da er eine Mannschaft zusammenstellen wolle, die gleich wieder aufsteigen könne. An das Karriereende denke ich schon, jedoch ist der Spaß zurückgekehrt und jetzt lass ich mir alle Optionen offen. Auch möchte ich alle Trainerlizenzen noch in meiner aktiven Karriere absolvieren, also hab ich noch 3-4 Jahr vor mir, in welcher Liga wird man sehen.
Welche Tipps kannst du unseren jungen Spielern geben um den Traum vom Profifußballer wahr werden zu lassen? Woran sollten sie arbeiten und was ist deiner Meinung nach das wichtigste, worauf es ankommt dass man den Durchbruch schafft. Talentierte Spieler gibt es ja genügend in Österreich…
Träumen alleine ist zu wenig, man muss hart, sehr hart an dem einen Traum arbeiten, dann geht er auch in Erfüllung. Arbeiten muss man an allen Dingen, die zum Fußball gehören, um es zu schaffen. Auch Glück mit Verletzungen und gute Trainer die einen Fördern und Fordern werden benötigt.
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast und wir wünschen dir viel Glück für deinen weiteren sportlichen Lebensweg!