…Ernst Tanner von Red Bull Salzburg
1.) Ernst Tanner, was ist dran an den vielen Zeitungsberichten, dass RBS auf Dauer ja doch „nur“ Ausbildungsverein für RB Leipzig sein wird bzw. was würde dies bedeuten?
Besser so als wie im Moment für andere Vereine… Das Thema wird mir im Moment viel zu heiß gekocht und in den Medien zu negativ und plakativ aufgemacht. Die Realität zeigt doch, dass wir und übrigens auch kein anderer Verein in Österreich einen Spieler halten können, der sich maßgeblich über das Niveau der Liga entwickelt hat. Leider hat sich ein Sadio Mane oder Kevin Kampl (noch) nicht für Leipzig begeistern können! Das ist aber auch normal, so lange Leipzig zweitklassig ist. Ich halte den Begriff Ausbildungsverein zudem nicht für negativ, da er andererseits impliziert, dass gut gearbeitet wird. Im Übrigen habe ich noch nie gelesen, dass die anderen österreichischen Vereine Ausbildungsvereine für Red Bull sind, wenn wir einen Spieler von da holen…
2.) Und das Gerücht, dass RED BULL Salzburg dann nicht einmal Europacup spielen dürfte, wenn es RB Leipzig zeitgleich in Deutschland schafft?
Das wird Gott sei Dank ein Gerücht bleiben… Von den formalen Voraussetzungen erfüllen wir schon jetzt nahezu alle Voraussetzungen dafür, dass beide Klubs auch international spielen könnten.
3.) Ist die Gesamtbelastung für einen AKA Spieler, speziell bei RBS durch die ständigen Reisen, Gegeneinladungen und Präsenzzwang insgesamt nicht schon am Limit bzw zu hoch, wenn man bedenkt, dass die Akademien – speziell RBS – auch Wert darauf legen, dass jeder die Schule absolviert?
Das ist grundsätzlich ein heikles Thema im Jugendhochleistungsbereich. Vor allem die Nationalspieler haben manchmal ein Programm, das absolut grenzwertig ist. Allerdings versuchen wir das durch unsere Jahresplanung und die gesetzten Pausen in einer Gesamtdauer von gut sechseinhalb Wochen über das gesamte Jahr etwas zu entschärfen und auf der anderen Seite haben wir von der Trainingssteuerung in der Akademie schon einzigartige Möglichkeiten um zumindest die physische Ermüdung zu erkennen. Der mentale Stress ist quantitativ schwer zu erfassen und ist nach wie vor eine subjektive Größe. Da sind die Trainer gefragt, dies zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu treffen!
4.) Eine sehr persönliche Frage: Wie lässt sich ein derartiger Job wie der Ihre mit einem Familienleben verbinden, hat man da hin und wieder Zeit für die Familie bzw wie gehen Sie und Ihre Familie mit diesem stressigen Job um?
Das ist eine ebenso schwer zu beantwortende Frage wie vorhin, aber halt in einem anderen Kontext. Gerade die nun vergangenen fast zweieinhalb Jahre waren physisch gesehen mit die stressigsten meines Lebens. Ich habe sehr viel Energie in die Planung der Akademie und ins Scouting und seine Restrukturierung gesteckt. Da blieb sehr wenig Zeit für die Familie und die kann damit aufgrund der „langjährigen Erfahrung“ auch ganz gut umgehen. Allerdings machen wir hin und wieder entsprechend ausgedehntere Urlaube wie gerade über Weihnachten. Da gibt’s den Papa dann pur…
5.) Ist Ihr jetziger Beruf immer ein Wunschberuf gewesen od. wollten Sie auch einmal Trainer oder noch früher Spieler werden und wie wurden Sie Jugendleiter bzw Manager?
Eigentlich wollte ich immer etwas mit Sport machen und Fußball war meine absolute Priorität. Der Weg zum Profi war damals aus dem Berchtesgadener Land aber zu weit. Da wären die Wintersportarten weit naheliegender gewesen. Nach dem Studium zum Sportwissenschaftler bin ich dann als Trainer bei den Münchner Löwen eingestiegen und konnte die Abteilung später im Grunde nach den damalig neuesten Erkenntnissen von der Uni quasi neu strukturieren. Das war dann auch gleichzeitig der Einstieg ins (Jugend-) Management. Die Zeit in Hoffenheim als Manager rundete meinen Werdegang in der deutschen Bundesliga dann ab und jetzt kann ich meine ganze Erfahrung aus all den Jahren in Salzburg einbringen und in vielen Bereiche weiter neue Erkenntnisse gewinnen. So gesehen kann man Heute schon von einem Wunschberuf sprechen.